Via Spluga

Auf alten Wegen über den Splügenpass

 
 

Der Klassiker unter den Kultur- und Weitwanderwegen führt von Thusis nach Chiavenna in Italien.
Eine zweitausendjährige Transitweg-Geschichte über die Alpen prägt den 65 km langen Weitwanderweg. Das Gebiet zwischen Thusis und Chiavenna verfügt über eine weitgehend intakte Landschaft und weist eine hohe Dichte an Kulturgütern von nationaler und internationaler Bedeutung auf.

Von Thusis (720 m ü.M.) über Sils und die Veia Traversina mit der weltberühmten Hängebrücke führt die viaSpluga durch die Viamala und zieht vorbei an Zillis, Andeer durch die Rofflaschlucht nach Splügen (1'475 m ü.M.), dem wichtigen Kreuzpunkt antiker Transitrouten. Dann steigt der historische Saumpfad hinauf auf die Passhöhe (2'115 m ü.M.). Nach dem Grenzübertritt windet sich der "sentiero storico" über Monte Spluga durch die Cardinello-Schlucht nach Isola und anschliessend tiefer ins südliche Klima nach Chiavenna (325 m ü.M.). (Quelle: www.viamala.ch)

Bereits auf einer Transalp in 2003 hat mich die Via Mala, das erste Teilstück der Via Spluga, begeistert. Nochmal inspiriert durch einen Bericht in der "Panorama" wollten wir die Wanderung und die Unterkünfte selbst planen. Nach einem halben Tag Suche nach günstig am Weg gelegenen Unterkünften hat sich herausgestellt, daß die angebotenen Pauschalarangements nur unwesentlich teuerer sind, die darin angebotenen Unterkünfte ideal liegen und die inkludierten Eintritte den Mehrpreis wieder gut machen. Sehr angenehm ist der enthaltene Gepäcktransport welcher einfach und zuverlässig per Schulbus erledigt wird. Als Tagesverpflegung gibt es noch ein Lunchpaket mit auf den Weg. Karten- und Infomaterial gibt es ebenfalls dazu. Die Unterkünfte können je nach Geldbeutel in unterschiedlichen Kategorien gebucht werden. Tip: Das Abendessen in der Pauschale gleich mitbuchen.

Tag 1: Thusis - Hohen Rätien - Traversina - Zils - Andeer, 17,5 km, 1190/-830 hm

Nach der Anreise am Vortag und der Übernachtung in Thusis entscheiden wir uns für die Fleißaufgabe und nehmen den längeren Weg über Sils, über die Burg Hohen Rätien, wir wollten die Holzhängebrücke sehen. Der Umweg lohnt sich, die Aussicht ist super, unten die alte Via Mala. Die bekantesten Motive der Via Mala -Schlucht sind wohl die Wildener-Brücke aus dem Jahr 1738, die Strudeltöpfe, wie die Schlucht selbst. Bevor es die Brücke gab, blieb den Säumern nur die Wahl, den vorhanden schmalen Pfad zu nutzen. Häufige Unglücke führten zum Verlust der Ware, der Tiere oder gar zum Tod. Daher Ruf und der Name der Schlucht. Via Mala, abgeleitet vom rätoromanischen "veia mala", schlechter Weg. Über Zills mit einem Besuch der Kirche St. Martin ging es weiter nach Andeer. Mit einem Besuch des Mineralbades Andeer endete unser erster Tag.

Tag 2: Andeer - Roflaschlucht - Splügen, 13.0 km, +700/-200 hm

Beim Start in Andeer hatten wir noch einige Mitwanderer, schon bald geht jeder sein eigenes Tempo und wir wandern den ganzen Tag praktisch zu zweit alleine. Unser Weg führte uns entlang eines Stausees weiter zum Gasthof Roflaschlucht und einem Besuch des dortigen Rheinfalls. Durch einen Besuch der Niagarafälle während einer Amerikareise inspiriert, versuchte Christian Pitschen Melchior den seinem Heimathaus nahegelegenen Wasserfall des Rheins touristisch zu erschließen. Er meißelte und sprengte in jahrelanger Handarbeit eine Galerie entlang des Rheins in den Fels, bis zum Wasserfall und im weiteren Verlauf sogar unter dem Rhein hindurch. Die Winter müssen dort wirklich fade gewesen sein, um auf so eine Idee zu kommen. Weiter auf dem Weg nach Sufers liegt die ehemalige Militäranlage, heutige Festungsmuseum Crestawald. Mal am Wasser, mal in Wald entlang geht es weiter zum Passdorf Splügen. Das Ziel unserer zweiten Etappe.

Tag 3: Splügen - Splügenpass - Cardinelloschlucht - Isola, 15.0 km, +700/-900 h

Von Splügen aus geht es stetig bergan, am Weg liegt die "Marmorne Brücke". Zuerst neben dem modernen Saumweg, der Asphaltstraße, her, dann aber auf dem alten Saumweg bis hoch zum Splügenpass, früher auch Urschler oder Bärenpass genannt. Hier erfolgt der Grenzübergang nach Italien, eine IIdentiiitäääätskaaaarte ;-) ist mitzufüüührren. Endlich in Italien gibt es in Montespluga zur mittäglichen Stärkung lecker Pizza und noch besseren Cappuccino, vor allem zu erträglichen Preisen. Von der Staumauer des Lago di Montespluga aus, tut sich der Blick in die Cardinello-Schlucht auf. Keines der Bilder gibt leider den imposanten Ausblick wieder, der Weg klebt am Hang, die Wegführung ist beeindruckend. Ist der Abstieg durch die Cardinello-Schlucht geschafft, liegt Isola di Malesimo vor einem. Das Ende der dritten Tagesetappe. Unsere Unterkunft ist das 1722 als Susthaus erbaute und heutige Gasthaus "Locanda Cardinello". Der Wirt Martino empfängt uns im alten Keller mit Prosecco und frischen, noch warmen Apfelküchlein bevor es in die geschichtsschwangere Gaststube geht. Alle Wanderer der Tour treffen sich hier zum Abendessen, in geselliger Runde wird hier an vollen Tischen geschlemmt und getrunken.

Tag 4: Isola - Val San Giacomo - Chiavenna, 19.5 km, +100/-1000 hm

Am letzten Tag führt uns der Weg stetig abfallend durch das Val San Giacomo. Je weiter wir nach unten kommen, desto deutlicher merken wir, dass wir auf der Südseite des Alpenhautkammes sind,, eben noch herbstlich kalt, ist es jetzt mediteran warm. Obwohl es bergab geht, kommen man auf dem steinigen Weg nicht zügig voran. Um noch etwas von unserem Zielort Chiavenna zu sehen, beschließen wir, die letzten 8 km mit dem auf der anderen Seite des Flusses gerade ankommenden Bus bis ins Tal zu fahren. Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch Chiavenna mit Pizza, Eis, Kaffee und einem Einkaufsbummel, mit Blei in den Beinen und vielen schönen Eindrücken im Gepäck geht unser Tag nach dem Abendessen zu Ende.

Zurück zum Startort kommt man mit dem italienischen Autobus von Chiavenna über Madesimo, einem Winterskigebiet, nach Splügen und von dort mit dem schweizer Postautobus wieder nach Thusis.


Fazit: Der Weg bietet bleibende Eindrücke und Bilder einer beeindruckenden Landschaft, ist anstrengend genug, damit man weiß, was man getan hat, ist aber auch leicht genug um im Wandern Ruhe und Erholung zu finden.Mit dieser Erfahrung neigt man zur Wiederholungstat, ich bin gespannt, welcher Weg es das nächste mal wird.


weitere Infos:

Via Mala auf Wikipedia

Infos zur Via Spluga - Tour auf Viamala.ch

 
 
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